ChartBasics by Dr. H.-D. Schulz Einführung
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Trends und Trendkanäle
Die Erfahrung lehrt, dass sich Börsenkurse in Trends bewegen. So ist es das Ziel der Chartanalyse, Trends zu identifizieren und eine Trendwende möglichst frühzeitig aufzuspüren. Als erstes sollte deshalb der vorherrschende Trend erkannt werden. Unterschieden wird dabei in Aufwärtstrends, Abwärtstrends und Seitwärtstrends, wobei für letztere der Begriff Seitwärtsbewegung passender ist, da diese auch oft als trendloser Markt bezeichnet werden. In zeitlicher Hinsicht untergliedern wir in primäre, sekundäre und tertiäre Trends. Der primäre Trend erstreckt sich über eine Dauer von mehreren Jahren, der sekundäre Trend dauert meist einige Wochen bis Monate, und tertiäre Trends fassen geradlinig verlaufende Kursentwicklungen von Tagen (bis zu wenigen Wochen) zusammen.
Charts liefern in allen Zeitebenen brauchbare und wichtige Hinweise, angefangen beim Stundenchart, über den wohl am meisten gebräuchlichen Tageschart, bis hin zu Wochen- oder Monatscharts. Zu beachten ist hierbei natürlich der jeweilige Anlagehorizont: Für einen Daytrader kann die Rücksichtnahme auf einen langfristigen Trend hinderlich sein. Analog ist für einen langfristig orientierten Anleger die Betrachtung eines Minutencharts nur von wenig Interesse.
Einen Aufwärtstrend erhält man durch die Trendlinie, welche die Tiefpunkte der bisher kursbestimmenden Entwicklung mit einer geraden Linie verbindet. In Abwärtstrends wird entsprechend eine Linie an die Hochpunkte angelegt.
Im Beispiel eine Aufwärtstrendlinie, die sich schon recht bald nach dem Tiefpunkt im Oktober herauskristallisierte, und spätestens ab der dritten Berührung im Januar klar zu erkennen war. Anschließend stiegen die Kurse noch bis in den Juli und bestätigten die Aufwärtstrendlinie zwei weitere Male. Erst der Trendbruch Ende Juli beendete die Aufwärtsbewegung aus technischer Sicht. Die Aktie fiel anschließend deutlich ab.
Dabei bildete sich dann ein Abwärtstrend, der im folgenden Bild dargestellt ist. Im Juli waren sowohl der auch schon zuvor gültige (und daher "übergeordnete") Aufwärtstrend, als auch der sich später durchsetzende Abwärtstrend intakt.
Bis zum Trendbruch Ende Juli war der Abwärtstrend
also nur ein untergeordneter Trend. Schon in der Phase des Kursanstiegs von
Oktober bis Juli bildeten sich zahlreiche kurzfristige Abwärtstrends,
die allerdings keine Gefahr für den übergeordneten Aufwärtstrend
darstellten. Am deutlichsten zu erkennen die Korrektur von April bis Anfang
Mai (dünn eingezeichnete Trendlinie im oberen Bild). Dies verdeutlicht,
dass grundsätzlich kein zu kleines Zeitfenster gewählt werden sollte,
um den aktuellen Verlauf richtig in die Gesamtentwicklung einordnen zu können.
Meist muss die Lage der Trendlinie ab der dritten Berührung
noch etwas korrigiert werden. Kleine Ausreißer (Kurs durchbricht die
Trendlinie kurzzeitig, um sofort wieder in seinen Trend zurückzukehren)
sind dabei unerheblich. Denn auch bei bestehenden Trends kommt es nicht selten
zu solchen Fehlausbrüchen, die dann aber keineswegs den Trend in Frage
stellen. Aus diesem Grund gilt ein Trend auch erst dann als beendet, wenn
die Kurse signifikant, d.h. um mindestens 3 Prozent, aus dem Trend ausgebrochen
sind.
Trendlinien lassen sich natürlich schon ab zwei Berührungspunkten
einzeichnen, grundsätzlich gilt aber eine Trendlinie als um so "massiver",
je mehr Auflagepunkte sie besitzt. Und je flacher ein Trend verläuft,
desto beständiger ist er im Allgemeinen.
Wird ein Trend verlassen, bedeutet dies nicht automatisch das Entstehen eines
entgegengerichteten Trends. Anleger sollten immer auch eine Seitwärtsbewegung
oder einen weniger steilen Verlauf als zuvor einkalkulieren. Sicher kann in
einem solchen Moment nur ausgesagt werden, dass der vorherige Trend nicht
mehr gültig ist. Für Hinweise auf die weitere Entwicklung ist dann
z.B. nach Umkehrformationen oder neuen Trendlinien zu untersuchen.
Mitunter verlaufen Trends sehr regelmäßig. Dann kann man sowohl die untere als auch die obere Grenze der Kursbewegungen mit jeweils einer Linie verbinden. Verlaufen diese beiden Linien genau parallel, dann liegt ein Trendkanal vor, der zusätzliche Informationen über den zu erwartenden Kursverlauf bietet.
Legt man zu dem Aufwärtstrend bei Bayer eine zweite, parallele Trendlinie an die Hochpunkte von Februar und März, erhält man einen solchen Trendkanal. Nach dessen mehrfacher Bestätigung scheiterte die Notierung im April schon vor Erreichen der oberen Kanalbegrenzung - die Aktie zeigte Schwäche. Entsprechend folgte im Mai ein Test der unteren Trendlinie. Dabei wurde der Aufwärtstrend bestätigt und die Aktie legte weiter zu. Im folgenden konnte zwar das vorherige Hoch vom April klar geknackt werden, ein Anstieg bis zur oberen Trendlinie blieb aber aus. Ein Zeichen für abnehmenden Aufwärtsdrang, was kurze Zeit später zu einem Ausbruch nach unten aus dem Trendkanal führte.