ChartBasics by Dr. H.-D. Schulz Einführung
in die Chartanalyse |
Home Chartbasics -> Schulter-Kopf-Schulter-Formation
Schulter-Kopf-Schulter-Formation
Schulter-Kopf-Schulter- (kurz: SKS-)Formationen, sind
sehr zuverlässige Trendwendeformationen. Geprägt wird eine obere
SKS von einem ersten Hoch, der linken Schulter. Darauf folgt eine Korrektur
und ein zweiter, höherer Hochpunkt, der Kopf. Anschließend setzt
eine Korrektur ein, die bis zu etwa dem Niveau der vorherigen Korrektur führt.
Zuletzt bildet der Kursverlauf ein drittes Hoch, so dass sich rein grafisch
die rechte Schulter ableiten lässt.
Die sogenannte Nackenlinie erhält man durch Anlegen einer Geraden an
die Korrekturtiefs. Diese Linie muss nicht gerade verlaufen, sondern ist meist
nach oben oder unten geneigt. Das charttechnische Verkaufsignal ergibt sich
mit Unterschreiten dieser Nackenlinie. Die Umsätze sollten bei der ersten
Schulter und der Rallye zum Kopf hoch sein, wobei nicht selten schon bei der
Ausprägung des Kopfes das Volumen abnimmt. Bei der rechten Schulter ist
der Umsatz dann vergleichsweise gering und somit ein Zeichen für die
schwächelnde Aufwärtsbewegung.
Mit der Vollendung der Formation ergibt sich ein Mindestkursziel für
die zu erwartende Bewegung: Der Techniker misst den Abstand zwischen Kopf
und Nackenlinie und trägt ihn senkrecht an die Ausbruchstelle an. Durch
die Verwendung logarithmisch skalierter Charts erhält der Anleger gleich
das Kursziel auf prozentualer Basis.
Als Beispiel ein Chart der Deutschen Telekom, die im Jahr 2000 eine nahezu mustergültige obere SKS ausformte. Auch das Umsatzverhalten ist ideal. Nach dem Durchbruch durch die Nackenlinie folgte Anfang April noch ein Pullback. Ein solcher "Rückprall" ist - wie auch beim Double-Top häufig zu beobachten, muss aber nicht stattfinden. Wie auch bei der Dt. Telekom, die später bis auf weniger als 10 Euro absackte, mündet eine Umkehr per Schulter-Kopf-Schulter meist in einen längerfristigen Trend.
Bei der SKS als untere Umkehrformation lässt sich
ein wesentlicher Unterschied bei den Umsätzen beobachten: diese sollten
im Bereich der Tiefs spürbar abnehmen, was dem Anleger einen geringer
werdenden Verkaufsdruck verdeutlicht. Der Durchbruch der Nackenlinie, der
analog zur oberen Schulter-Kopf-Schulter dann als Kaufsignal gewertet werden
kann, muss unter höherem Umsatz zu Stande kommen (Regel: Volume goes
with the trend).
Da SKS-Formationen in der Praxis nur selten einen "bilderbuchmäßigen"
Verlauf aufweisen, ist im unteren Beispiel eine SKS bei Siemens dargestellt,
um auf häufig auftretende Abweichungen einzugehen. Während die linke
Schulter noch als wohlgeformt bezeichnet werden kann, fallen schon beim Kopf
erste Unregelmäßigkeiten auf. Nach dem Tiefpunkt im Oktober schafft
die Aktie im Rahmen der Erholung nur etwa die halbe Strecke auf dem Weg Richtung
Septemberhoch, wo die linke Schulter lag. Dann folgt ein erneuter Kursverfall,
aber schon oberhalb des Tiefs im Oktober dreht die Notierung wieder nach oben
und steigt bis Anfang Dezember.
Im Zeitraum Dezember bis Januar wird die rechte Schulter dann ebenfalls doppelt ausgeprägt. Ein solcher Kursverlauf ist häufig festzustellen, nicht selten sind auch innerhalb des Kopfes oder einer der beiden Schulter wiederum kleine SKS-Formationen zu erkennen. Nahezu mustergültig und damit formationsbestätigend aber die Umsatzentwicklung, die schon beim ersten Teil des Kopfes im Oktober stark sinkt. Kurz vor dem untersten Punkt der rechten Schulter markieren die Umsätze dann einen Tiefstand, und legen mit dem Anstieg der Kurse Richtung Nackenlinie zu. Bei dem Durchbruch nach oben Anfang Februar steigt das Volumen weiter.
Unmittelbar nach der Formationsvollendung zog die Notierung zwar stark an, das Mindestkursziel erreichte Siemens vorerst allerdings nicht. Stattdessen folgt eine fast dreimonatige Korrektur, die im Mai zu einem Test der Nackenlinie führt. Man beachte, dass durch die abwärtsgerichtete Neigung der Nackenlinie die Notierung dabei sogar unter das Ausbruchsniveau fällt. Dieser Pull-Back ist im Nachhinein als Nachkaufgelegenheit einzustufen. Die Belohnung für geduldige Anleger folgte kurze Zeit später: Im August erreichte die Aktie das Mindestkursziel, und noch bis Jahresende stieg die Notierung über 27 Euro.