ChartBasics by Dr. H.-D. Schulz Einführung
in die Chartanalyse |
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Warum Chartanalyse?
Die technische Analyse ist wahrscheinlich so alt wie
die Börse. Überlieferungen zufolge benutzten bereits die Gold- und
Reishändler in Japan und Korea zu Beginn des 17. Jahrhunderts Charts,
die den heute ebenfalls verwendeten Point-and-Figure-Charts ähnelten.
Während Gegner die Chartanalyse gerne als "Kaffeesatzleserei"
verspotten, bietet sie doch handfeste Vorteile. Auch die "Fundamentalisten"
bestreiten nicht, dass die Börse zu einem großen Teil aus Psychologie
besteht - Verhaltensweisen der Marktteilnehmer, die sich über Jahrzehnte
und Jahrhunderte nicht geändert haben, fließen in das Börsengeschehen
ein.
Den Preis eines Wertpapiers bestimmen zahlreiche Faktoren. Bei einem Unternehmen, z.B. dessen Gewinnaussichten, die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung, eventuell laufende Forschungsprojekte, die kurz vor dem Abschluss stehen und für einen Durchbruch in einem Marktsegment sorgen können. Ferner Implikationen, die sich aus der Veränderung der Wechselkurse ergeben und je nach Entwicklung Rohstoffeinkäufe verteuern oder verbilligen und zugleich Exporte erleichtern oder erschweren können.... Für den privaten Anleger sind das meist viele Unbekannte, und wenn diese Informationen aus den Nachrichten zu erfahren sind oder in der Zeitung stehen, hat die Börse diese längst eingepreist. Schließlich wird an der Börse nicht die Gegenwart gehandelt, sondern die Zukunft.
Hier setzt die Charttechnik an. Warum soll sich ein Anleger den Kopf zerbrechen über Nachrichten oder Ereignisse, und wie diese sich wohl auf die Kursentwicklung auswirken mögen, wenn diese Meldungen anderen Kreisen schon früher bekannt sind? Zumal der einzelne Anleger gar nicht weiß, was die anderen Börsenteilnehmer schon wissen oder erwarten. Wer kennt das nicht, dass vor einem Zinsentscheid orakelt wird, eine Senkung der Zinsen werde den Markt beflügeln - und dann werden die Zinsen tatsächlich gesenkt, aber der Aktienmarkt quittiert dies (überraschend) mit Verlusten?! Und dann heisst es anschließend lapidar, die Zinssenkung sei wohl bereits eingepreist gewesen.
Wenn alles schon eingepreist ist, wenn der Otto-Normal-Anleger es erfährt, liegt es doch nahe, sich gleich nur den Preis anzuschauen. Und den Preis einer Aktie verdeutlicht wohl nichts besser als der Chart, der anschaulich das Gerangel zwischen Angebot und Nachfrage illustriert. Was die Kurse bewegte, bleibt im Dunkeln, dafür aber, und das ist letztlich viel wichtiger, zeigt sich, wie die Marktteilnehmer auf Nachrichten reagieren Daher stellt der Chartist seine Hoffnungen und Erwartungen in die fundamentale Entwicklung eines Marktes zurück und versucht, nur den Chartverlauf zu berücksichtigen.