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Ölpreis unter 90 Dollar: Tief von
2012 unterschritten
Wöchentliche Öl-Analyse
vom 13.10.2014
Die Autofahrer haben es schon gemerkt: Endlich fiel der Ölpreis noch
schneller als der Euro. Im Betrachtungszeitraum von Montag bis Montag ging
das Nordseeöl gemessen am Brent Index um 4,28 Dollar in die Knie, das
entspricht 4,6 Prozent.
Gerade der Kursverfall am heutigen Montag öffnet dabei die Tür zu
weiteren Kursverlusten. Denn mit dem Fall unter den Support bei 90 Dollar
sackte der Rohstoff unter das Tief aus dem Jahr 2012. Die Indikatoren präsentieren
sich dementsprechend bearish. Das einzige, was aus technischer Sicht der Notierung
zumindest kurzfristig helfen könnte, ist die Tatsache, dass nach über
zwei Wochen strammer Talfahrt (gemessen seit der letzten Konsolidierung Ende
September) langsam eine Gegenreaktion überfällig ist. Die Notierung
ist stark überverkauft, und der Winter steht vor der Tür. Rein rational
erscheint die Abwärtswelle daher übertrieben. Da ist es hilfreich
zu wissen, dass der Präsident des Zentrums für Saudi-arabische Ölpolitik,
Rashid Abanmy, zuletzt angab, dass Saudi Arabien gerne auf Russlands Einstellung
zu Syrien Einfluss nehmen wolle und Saudi-Arabien in Asien und Nordamerika
Öl zu einem Preis von 50 bis 60 Dollar anzubieten bereit sei. Die OPEC
hat die Produktion im September auf den höchsten Stand seit mehr als
einem Jahr erhöht.
Angesichts einer solchen politischen Komponente im Schulterschluss mit den
US-Interessen wäre der Kursverfall der letzten drei Monate gut erklärbar.
Allerdings lehrt sie Erfahrung, dass die OPEC die Ölpreisentwicklung
längst nicht so gut steuern kann, wie sie es gerne darstellt. Für
Anleger hat diese politische Komponente den faden Beigeschmack, dass neben
den Marktkräften aus Angebot und Nachfrage noch massive politische Interessen
im Spiel sind, wie dem gut vorstellbaren Ehrgeiz mancher Marktteilnehmer,
den Russen mit ihren hohen Gewinnen aus Öl- und Gasexporten in die Suppe
zu spucken. Solche Strömungen dauern zwar meist nicht lange an, aber
gegenwärtig drängen sich aus Vorsichtsgründen keine Neuengagments
auf.
Autor: Lutz Mathes