Wie zu erwarten reichte es beim DAX in der zurückliegenden Woche
nicht zu mehr als einer kleinen Erholung. Der deutliche Kursgewinn von
fast 4 Prozent am Montag unterstrich einmal mehr die These, dass solche
starken Kursgewinne in der Regel lediglich eine Bearmarketrallye darstellen.
Im Wochenvergleich musste der Standardwerteindex, der ab Montag, dem 24.06.
neu gewichtet wird (neue Gewichtung)
erneut Verluste einstecken, wenn auch mit 72 Punkten bzw. 1,7 Prozent
noch recht moderat.
Der Widerstandsbereich um 4500 Punkte wurde damit erneut gestärkt
und dürfte bei weiteren Erholungsversuchen wieder schnell das Ende
eventueller Bullenträume bedeuten. Zwar ist der DAX nun auch auf
Wochenbasis recht überverkauft, wie die unmittelbare Nähe zum
unteren der stark geweiteten Bollinger Bänder andeutet. Eine deutliche
Erholung lässt sich hieraus jedoch noch nicht ableiten, zumal im
Wochenchart auf aktuellem Niveau keine Unterstützungen vorhanden
sind. Naheliegend bleibt daher auch weiterhin ein Test des sehr langfristigen
Aufwärtstrends, der zur Zeit bei etwa 4100 Punkten verläuft.
Im kurzfristigen Chart besteht noch eine leichte Unterstützung bei
knapp 4200 Punkten, die den Kursverfall zum Ende der Woche zunächst
bremsen konnte. In Anbetracht des negativen Indikatorenbildes - der MACD
behält sein Verkaufsignal bei und der Stochastik deutet noch nicht
auf eine kurzfristig überverkaufte Lage hin - bleibt aber zu bezweifeln,
ob der DAX auf aktuellem Niveau einen Boden findet. Gerade auch die erwähnten
mittel- bis langfristigen Perspektiven sprechen eher für weitere
Rückgänge.
Wichtig bleibt dabei zu beobachten, ob der bedrohlich nahe, seit 1982
gültige Aufwärtstrend behauptet werden kann. Bei einem Fall
signifikant unter diese aufwärtsgerichtete Trendlinie ist mit schwerwiegenden
Folgen zu rechnen. Eine Bodenbildung oberhalb des Septembertiefs bei 3539
Punkten wäre zwar auch dann noch möglich, im Hinblick auf die
dann auch langfristig deutlich verschlechterte Situation aber weniger
wahrscheinlich.
Für die kommende Woche sollte auch weiterhin kein Sprung über
4500 Punkte erwartet werden. Mit einem Test des langfristigen Aufwärtstrends
ist zu zu rechnen, wobei auch zwischenzeitliche Unterschreitungen denkbar
sind. Bei einem Rutsch unter 4000 Punkte auf Schlußkursbasis ist
dann jedoch höchste Alarmstufe angesagt.
Wie zu befürchten war, setzte der DAX zu einem Test des langfristigen Aufwärtstrends an und notierte zwischenzeitlich sogar unter 4000 Punkten. Mit viel Mühe, angesichts eines Schlusskurses von 4099 Punkten am Mittwoch, konnte dieser wichtige Trend vorerst gerade noch behauptet werden.
Damit könnte eine Gegenreaktion eintreten, ein direkter Bruch des Aufwärtstrends droht nun jedenfalls nicht unmittelbar. Die nach deutschem Börsenschluß, und auch dort noch nachbörslich, steigenden Notierungen in den USA lassen keine dramatischen Befürchtungen aufkommen. Auch das Indikatorenbild hat sich nicht weiter verschlechtert, der MACD konnte sich auf eher niedrigem Niveau behaupten, der Stochastik generierte im Zuge des Reversals am Mittwoch sogar ein Kaufsignal.
Daher dürfte sich die Lage zum Wochenausklang vorerst entspannen und die Notierung wieder zulegen. Sicherheitshalber sollte aber die Warnung vor einen Fall unter 4000 Punkte auf Schlusskursbasis nicht verdrängt werden.
Strategie: Positionstrades drängen sich auch weiter nicht auf, Mutige können nun aber mittels long-calls oder short-puts auf eine Erholung setzen. Dies eignet sich aber mehr für kurzfristige Anleger, die auch tagsüber problemlos Gelegenheit zum Reagieren haben, da bei einer denkbaren Zunahme der Schwankungsbreite zu enge Stopps schnell zu unnötigen Verlusten führen könnten, zu großzügige Stopps dagegen bei einem nicht völlig auszuschliessenden Crash massive Verluste bedeuten könnten.
Autor: Oliver Schultze / Büro Dr. Schulz