Die zurückliegende Woche stand beim DAX im Zeichen des Kampfs um
die Marke von 2700 Punkten. Nach dem Fall unter diese Unterstützung
zu Wochenbeginn tauchten die Kurse in Richtung des Oktobertiefs ab, und
konnten sich dann ab der Wochenmitte erwartungsgemäß erholen.
Per Saldo wurde sogar ein leichtes Wochenplus von 30 Punkten oder 1,1
Prozent erzielt.
Während der Dreh nach oben knapp oberhalb des Oktobertiefs zunächst
positiv zu deuten ist, zeigt der prozentuale Abstand zur 200-Tagelinie
mit einem aktuellen Minus von 25,3 Prozent, dass der Standardwerteindex
noch weit von der Übertreibung entfernt ist, die im Oktober vergangenen
Jahres stattgefunden hatte. Seinerzeit sank die Differenz auf fast minus
42 Prozent. Insofern bleibt das Tief bei 2519 Punkten eine wichtige Unterstützung,
ein Unterschreiten dieser Marke könnte schnell zu Panik unter den
Marktteilnehmern führen, und der langfristige Chart bietet durchaus
Raum für deutliche Kursverluste.
Positiver stimmt dagegen der mittelfristige Wochenchart. Wie vermutet
konnte das untere Bollinger Band (Wochenbasis) den Kursverfall weitgehend
bremsen, im Wochenvergleich legte die Notierung sogar zu, auch wenn der
Schlußkurs noch immer außerhalb des unteren Bandes bei aktuell
2786 Punkten liegt. Zugleich erholte sich der DAX im Wochenverlauf aber
spürbar und schloß fast auf Wochenhoch, im Chart an der als
Hammer zu bezeichnenden Kerze zu erkennen - eine solche ist meist ein
Hinweis auf eine untere Wende.
Im kurzfristigen Schaubild hat sich die Notierung bereits deutlich vom
unteren Bollinger Band auf Tagesbasis gelöst und steht nun schon
näher am mittleren Band, dem eGD20, der aktuell bei 2857 Punkten
verläuft. Der MACD könnte bereits im Wochenverlauf ein Kaufsignal
generieren, der Stochastik Oszillator ist vom überverkauften Bereich
in die neutrale Zone gestiegen.
Insgesamt sind einige erfreuliche Anzeichen nicht zu übersehen, gleichwohl
bleibt die Marktlage auch aus politischer Sicht heikel. Sollte sich die
leichte Aufwärtsbewegung der Vorwoche als Flagge im Abwärtstrend
herausstellen, würden aus charttechnischer Sicht deutliche Kursverluste
drohen. Daher bleibt die Marke von 2700 Punkten eine wichtige Unterstützung,
ein erneutes Abgleiten in Richtung Oktobertief dürfte schnell zu
deutlich nachgebenden Notierungen führen. Eine eher positive Woche
darf erwartet werden, insbesondere bei gleich zu Wochenbeginn steigenden
Kursen. Ein Rutsch unter 2700 Punkte sollte Anleger allerdings in erhöhte
Wachsamkeit versetzen, dann könnte schon zügig das Oktobertief
ins Wanken geraten.
Mit einem Minus von 22 Punkten in der ersten Wochenhälfte bewegte sich der DAX per Saldo kaum, auch wenn die meiste Zeit der Woche von einem recht schwankungsfreudigen Kampf um die Marke von 2700 Punkten geprägt war.
Offenkundig ist auch die Bedeutung der 2700 gering, die Seitwärtsbewegung dominiert das Geschehen. Im Zuge der anfänglichen Erholung wurde das mittlere Bollinger Band nicht erreicht, der Stochastik drehte schon vor Erreichen des überkauften Bereichs nach unten. Dies sind weniger erfreuliche Indizien, einzig der Mittwochs-Schlußkurs über 2700 Punkten verbreitet ein Fünkchen Hoffnung.
Insgesamt ist das Ausmass der jüngsten Erholung als enttäuschend zu bewerten, den Bullen scheint es an der nötigen Kraft zu mangeln. Daher ist von einer nachhaltigen Aufwärtsreaktion erst auszugehen, wenn das bisherige Wochenhoch bei 2803 Punkten übersprungen werden kann, in etwa auf dieser Höhe verläuft derzeit auch der eGD20 auf Tagesbasis. Ansonsten sollten sinkende Notierungen und ein Test der vorherigen Tiefs nicht verwundern.
Strategie: Mit Calls war erneut kaum zu verdienen, zu kurz sind die Erholungsphasen. Vorsichtige Trader bleiben weiter aussen vor, ansonsten deutet die Technik eher auf fallende Kurse hin und lässt Puts interessanter erscheinen.
Autor: Oliver Schultze / Büro Dr. Schulz