Keinesfalls zu pessimistisch war der letzte Wochenausblick geraten. Nach
zügigem Rutsch unter die Unterstützung bei 3825 wurde schnell
auch das Septembertief bei 3539 Punkten unterschritten, der DAX fiel bis
auf ein Wochentief bei 3266 Punkten. Ab Mittwoch nachmittag setzte dann
eine Erholung ein, und der Index kletterte unter großen Schwankungen
bis auf 3579. Im Wochenvergleich ein Minus von 313 Punkten bzw. 8,0 Prozent.
Der seit 1982 bestehende Aufwärtstrend muss nun wohl endgültig
als signifikant gebrochen bezeichnet werden. Die mittelfristigen Aussichten
bleiben damit negativ, auch wenn nach den sehr dynamischen Kurseinbrüchen
der letzten Wochen und Monate nun eine technische Erholung überfällig
zu sein scheint.
Ein Anstieg über 4100/4200 Punkte ist recht unwahrscheinlich, da
dort die nach unten durchbrochene langfristige Aufwärtstrendlinie
verläuft. Allerdings wird die Luft schon bei 3825 Punkten dünn,
dort liegt ein horizontaler Widerstand, der sich aus dem Verlaufstief
vom Oktober 1998 ableiten lässt. Im September konnte sich der DAX
per Schlußkurs fast über dieser Marke behaupten und dann eine
mehrmonatige Erholung starten. Nachdem der Index in der Woche zuvor noch
an dieser Unterstützung nach oben abprallen konnte, wurde diese zum
Wochenbeginn schnell unterschritten. Somit liegt dort nun ein wichtiger
Widerstand, der, wenn überhaupt, sicherlich nicht im ersten Anlauf
geknackt werden kann. Daher könnte eine Erholung, ähnlich wie
nach der Rallye ab Mittwoch nachmittag, alsbald in eine Seitwärtsbewegung
münden.
Solange sich das Absacken unter den langfristigen Aufwärtstrend nicht
als kurzer Ausflug herausstellt, indem sich der DAX über 4200 Punkte
retten kann, bleiben die Standardwerte schwer angeschlagen. Kursgewinne
sind nur als Erholung im Abwärtstrend einzustufen, mit einer Wiederaufnahme
der Abwärtsbewegung muss jederzeit gerechnet werden. Ein mittelfristiges
Kaufsignal zeichnet sich keineswegs ab.
Folglich droht zunächst keine unmittelbare Crash-Gefahr, eine Erholung
ist gut denkbar und könnte durchaus bis 3800 Punkte oder sogar darüber
führen. Mit heftigen Kurssprüngen wie in den letzten Tagen muss
dabei gerechnet werden.
Keine Überraschungen brachte der DAX-Verlauf in der ersten Wochenhälfte. Die erwartete Erholung führte zwar über 3825 Punkte, endete jedoch bei dem Juni-Tief bei ~3950 Punkten und brachte den Index dann schnell und deutlich wieder unter 3825.
Damit wird der Erholungscharakter der jüngsten Bewegung unterstrichen. Vorhandene Widerstände können zwar getestet, aber keinesfalls behauptet werden. Der DAX scheint sich, wie schon in den vergangenen Monaten, in der unteren Hälfte der Bollinger Bänder festzubeissen. Dafür spricht auch der Stochastik Oszillator, der bereits in den überkauften Bereich vorgedrungen ist und schon bald ein Verkaufsignal erzeugen dürfte.
Somit könnte die Erholung bereits ihren Hochpunkt gesehen haben. Selbst ein Anstieg über 3950 Punkte würde die Lage nicht entschärfen, solange dem DAX nicht mit einem Sprung über 4200 die Rückkehr in den langfristigen Aufwärtstrend gelingt. Eher sind nun aber weiter sinkende Notierungen zu erwarten, bestenfalls eine Seitwärtsbewegung auf aktuellem Niveau.
Strategie: Wer auf eine Erholung bis auf über 3.800 Punkte gesetzt hat, sollte nicht enttäuscht worden sein. Nun dürften eher wieder puts angesagt sein, auch wenn mit einem Einstieg noch abgewartet werden kann, da durchaus ein seitwärtsgerichteter Wochenausklang denkbar ist.
Autor: Oliver Schultze / Büro Dr. Schulz