Der Dow nutzte die vergangene Woche, um sich erneut in die Region vorzuarbeiten, in der er zuvor gescheitert war. Auf Basis der Wochenschlusskurse ergibt sich ein stattliches Plus von 702 Punkten oder 8,7 Prozent.
Damit hat sich die Technik für den weltweit wichtigsten Index klar gebessert. Der Chart auf Wochenbasis zeigt, dass die US-Blue-Chips wieder ihren breiten Abwärtstrendkanal zurückerobern konnten. Der Langfrist-MACD (ebenfalls auf Wochenbasis) im gleichen Bild deutet immer noch auf eine stark überverkaufte Situation, so dass sich mittelfristig weiteres Aufwärtspotenzial ableiten lässt.
Die kurzfristige Situation (unteres Schaubild) erfordert hingegen eine differenziertere
Betrachtung. Positiv ist der erneute, inzwischen sehr deutliche Bruch des im
Mai begonnenen Abwärtstrendkanals zu werten. Zeitgleich mit dem Überschreiten
der oberen Kanalbegrenzung bei 8500 Punkten überwand der Index auch die
Mittellinie der Bollinger Bänder. Zusammen mit dem weiterhin oberhalb seiner
Signallinie verlaufenden MACD Indikator (auf Tagesbasis) spricht die Technik
für weiter steigende Kurse.
Einen kurzfristigen Dämpfer erfuhr der Dow allerdings schon im Tagesverlauf des vergangenen Freitags durch die schmale Widerstandszone unterhalb von 8800 Punkten. Realistisch erscheint daher zunächst ein verhaltener Start in die kommende Börsenwoche, wobei ein Pull-Back auf die Abwärtstrendlinie bei aktuell ~8450 Punkten denkbar wäre, bevor ein erneuter Vorstoß auf die Widerstandszone erfolgt. Dafür spricht auch der Stochastik Oszillator, der im Begriff ist, in seinen überkauften Bereich einzudringen. Noch zeigt dieser Indikator aber keine obere Wende, und damit auch kein kurzfristiges Verkaufsignal. Die nächsten Widerstände finden sich bei bei 9000 und 9400 Punkten.
Ebenfalls denkbar - aber weniger wahrscheinlich - wäre
eine schnelle Fortsetzung der Kursgewinne, so dass der Dow seinen Widerstandsbereich
zwischen 8730 und 8800 Punkten hinter sich lassen würde. In diesem Fall
wäre das Doppel-Bottom, das sich aus den Tiefpunkten bei 7700 und 8040
Punkten ergibt, als vollendet anzusehen. Das formale Kursziel eines Doppel-Bottoms
leitet sich aus dem Abstand der Tiefpunkte bis zum Zwischenhoch des W-förmigen
Kursverlaufs ab. Im aktuellen Fall ergäben sich hier etwa 900 Punkte,
die vom derzeitigen Niveau aus nach oben abgetragen werden müssten. Gegen
dieses bullishe Szenario spricht aber ganz klar die weiterhin angeschlagene
Marktlage, die bei einem zu schnellen Kursanstieg unweigerlich Gewinnmitnahmen
herausfordert.
Technisch mustergültig fiel der Dow zunächst zurück und setzte
kurzzeitig erneut auf der oberen Begrenzung des kurzfristigen Abwärtstrendkanals
auf, wo sich zusammen mit dem seit Juli bestehenden Aufwärtstrend eine
Kreuzunterstützung herausgebildet hatte.
Ein Intra-Day Kaursfeuerwerk brachte ihn zur Wochenmitte erneut an die genannte Widerstandszone zwischen 8750 und 8800 Punkten zurück. Nimmt der Index nun diese Marke, so liegt ein zumindest kurzfristiges Kaufsignal vor, das die 30 US-Blue Chips bis in die Region des oberen Bollinger-Bandes führen sollte. Die positive Einschätzung ändert sich erst, falls der Aufwärtstrend bei aktuell 8415 Punkten nach unten durchbrochen wird.
Strategie: Steigen die Kurse über 8800, können
Anleger mit Long Calls auf eine Fortsetzung der Kurssteigerungen setzen.
Autor: Lutz Mathes / Büro Dr. Schulz