Chartbüro Dr. H.-D. Schulz

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04.07.2010: CRB Index Update

Reuters/Jefferies CRB gegen CCI

In unserer aktuellen Kolumne im comdirect Kundenmagazin "compass" haben wir uns für die Darstellung der Rohstoffpreise anhand des Continuous Commodity Index (CCI) entschieden. Unbeabsichtigt sorgten wir damit leider für Verwirrung auf Seiten der Leser, die den aktuellen Verlauf dieses Indexes beispielsweise im comdirect Informer nachschlagen wollen. Dort findet sich nämlich zur Zeit nur der "CRB Total Return Index" und ETFs und Zertifikate auf den Reuters/Jefferies CRB Index. Dieser schwingt zwar grundsätzlich im Gleichklang mit dem CCI, notiert aber auf einem ganz anderen Niveau.

Rohstoffe und Rohstoffindizes mit bewegter Historie

Das Erstellen akkurater Indizes ist auch heute noch schwierig, doch bevor die Computer laufen lernten, war es eine gewaltige Fleißarbeit. 1934 begann Milton Jiler, ein Journalist des New York American, die Entwicklung der wichtigsten Rohstoffe direkt an der Börse zusammenzutragen. Auch das staatliche Bureau of Labour Statistics versuchte sich ab 1940 zwar an einem Index, doch die Änderungen auf den Rohstoffmärkten erforderten bei dem Projekt häufige Umstellungen und Neubasierungen. Mr. Jiler hatte da schon seine Firma Commodity Research Bureau Inc. gegründet, die die Entwicklung der Rohstoffe in ihrem CRB Index veröffentlichte. Erhalten geblieben ist die Indexvariante von 1971, die immerhin zugunsten einer langen Historie viele Jahre zurückgerechnet wurde (Basis war Januar 1967 mit 100,0 Punkten).
Hauptkonzept war bei der Indexberechnung die Gleichgewichtung aller verschiedenen Rohstoffe im Index und damit der so unterschiedlichen Sektoren wie den Metallen, Energieträgern und Agrarprodukten. Das macht die Indexberechnung leichter und besser nachvollziehbar. Allerdings muss die Zusammensetzung jeden Tag neu austariert werden, sonst wäre es angesichts der unterschielichen Preisentwicklungen sofort vorbei mit der Gleichgewichtung. Zu Änderungen kam es dennoch immer wieder. So blieben bis 1995 von ursprünglich 22 Rohstoffen nur noch 17 im Index übrig, die auch heute noch alle mit 5,88 Prozent in diesen Index eingehen. Ferner wurde die Firma CRB auch immer wieder zum Spielball größerer Finanzinformationskonzerne. CRB wurde verkauft, verschmolzen und weiterverkauft. Heute gehört Sie zur barchart.com Inc.

Der Index teilte sich

Die letzte große Indexrevision fand 2005 statt, wo es zur Neuschaffung des Reuters/Jefferies CRB Index kam, der das Prinzip der Gleichgewichtung aller betrachteten Rohstoffe über Bord warf. Wir haben noch keine authentische Quelle gefunden, die Aufschluss darüber gibt, warum es genau dazu kam. Aber vermutlich gab die unterschiedliche Bedeutung der verschiedenen Rohstoffe am Markt den Ausschlag, die eine Gleichgewichtung im Index nicht mehr zeitgemäß erscheinen ließ. Eine tragende Rolle dürften nämlich die Bedürfnisse der Herausgeber von Indexprodukten (wie ETFs und Zertifikaten) gespielt haben, die den Index börsentäglich nachbilden (müssen). Und da stößt man bei der Handelbarkeit von Mastschweinen sehr viel schneller an Grenzen als bei dem Handel von Ölfutures.

CCI (ICE Continuous Commodity Index) im Juli 2010
Der CCI Continuous Commodity Index berechnet die Rohstoffe nach der ursprünglichen Methode der Firma CRB weiter und gewichtet alle erfassten Rohstoffe prozentual gleich. Dazu wird die Zusammansetzung kontinuierlich (=continuos) angepasst.


Reuters/Jefferies CRB Index (entstanden 2005) im Juli 2010

Der Reuters Jefferies Index wurde 2005 von CRB aus der Taufe gehoben (hier mit zurückgerechneten Kursen). Er verzichtet auf die tägliche Anpassung der Gewichtungen (zugunsten einer monatlichen Anpassung) und lässt sich damit leichter am Markt nachvollziehen, zum Beispiel mit ETFs. Gängigere Rohstoffe wie Öl haben eine sehr viel höhere Gewichtung als beim traditionellen CCI.

 

Aus technischer Sicht ist der CCI Index eigentlich interessanter. Zum einen erlaubt er mit einer längeren Historie eine langfristigere Betrachtung, zum anderen scheint er sich auch besser mit den Methoden der klassischen Charttheorie erfassen zu lassen. Doch die Bedeutung dieser CRB-Rohstoffindex-Variante ist aufgrund der normativen Kraft der Emittenten längst gesunken. Es gibt offenbar nur ein einziges Produkt auf den CCI: den Greenhaven Continuous Commodity Index Fund (GCC), ansonsten aber eine Vielzahl von Produkten auf den neuen Reuters/Jefferies CRB. Dieser ist aus Anlegersicht lange nicht so gut gelaufen wie der von uns im comdirect Magazin besprochene CCI.

Die Grundaussage bleibt bestehen

Doch die in unserer Kolumne getroffene Aussage lässt sich auch auf den inzwischen gängigeren Reuters/Jefferies CRB Index übertragen: Nach dem Bruch des Aufwärtstrends seit Ende 2008 / Anfang 2009 konsolidiert auch der Reuters/Jefferies CRB Index, im Gegensatz zur Seitwärtsbewegung im CCI allerdings in Form eines Abwärtstrendkanals. Gelingt dort der Durchbruch über die (obere) Abwärtstrendgerade bei ~267 Punkten, wäre das technisch analog als Kaufsignal zu sehen.

Achtung: Zur Stunde (04.07.2010) wird bei comdirect unter Informer -> Märkte -> Rohstoffe der "CRB Total Return Index" angezeigt, allerdings mit aktuell rund 202 Punkten. Um was es sich dabei handelt, ist uns nicht ganz klar. Es gibt zwar einen Reuters/Jefferies CRB Total Return Index, dieser notiert aber nur ganz geringfügig über dem Reuters/Jefferies CRB Index (im Moment bei 250 Zählern): http://www.crbtrader.com/crbindex/data.asp

Weiterführende Infos gibt es auch bei Thomson Reuters.

 

Autor: Lutz Mathes