Entsprechend der Erwartung konnte der DAX in der zurückliegenden
Woche mit Kursgewinnen aufwarten, das Wochenplus lag bei 143 Punkten bzw.
3,9 Prozent. Vor den wenig überraschenden Gewinnmitnahmen zum Wochenende
wurde das anvisierte Kursziel bei 3945 nur um 14 Punkte verfehlt.
Wie bereits in der Vorwoche erwähnt, bleiben das mittel- bis langfristige
Bild damit weiter düster. Mit dem Scheitern knapp unterhalb der 3945
stand ein Test und vor allem auch eine Rückkehr in den seit 1982
bestandenen Aufwärtstrend bei aktuell rund 4200 Punkten nicht zur
Debatte. Per Wochenschlusskurs scheiterte die Notierung schon an der Marke
von 3860 Punkten, die sich aus dem Schlußkurs-Tief vom Herbst 1998
ableiten lässt und im langfristigen Chart eingezeichnet ist. Das
Verlaufstief vom Oktober 1998 bei 3823 Punkten wurde zuletzt nur minimal
und im Rahmen der Freitags-Schlußauktion überwunden, die spätere
Entwicklung der US-Börsen lässt hieran allerdings Zweifel aufkommen.
Auch im kurzfristigen Zeitfenster ist die Lage nun weniger rosig. Der
Sprung über das mittlere Bollinger Band, den eGD20, löste keinesfalls
einen Kaufrausch aus, sondern der DAX kämpfte sich unter Schwankungen
weiter aufwärts und zog schon vor Erreichen des Juli-Hochs bei 3945
Punkten den Kopf ein. Dabei wurde nicht einmal das obere Bollinger Band
touchiert. Stattdessen ist nun der sehr kurzfristige, seit 6. August bestehende
Aufwärtstrend bedrohlich nahe; selbst eine Behauptung des DAX zu
Wochenbeginn auf aktuellem Niveau würde diesen Trend brechen.
Der MACD respektive das Histogramm ist auf dem höchsten Stand seit
März diesen Jahres, seinerzeit folgte eine Abwärtsbewegung von
über 2000 Punkten (!). Der Stochastik steht unmittelbar vor einem
Verkaufsignal im überkauften Bereich, wobei dieser Oszillator bereits
bearishe Divergenzen zum Kursverlauf bildete.
Spannend bleibt daher, ob sich der Standardwerteindex oberhalb des eGD20
bei derzeit 3763 Punkten halten kann. Nur dann bleibt aus technischer
Sicht die Hoffnung auf eine weitere Aufwärtsbewegung, anderfalls
ist mit einem Rückgang bis zum unteren Bollinger Band bzw. der vorherigen
Tiefs zu rechnen. Hoffnung böte dann allenfalls noch das Tief vom
September letzten Jahres bei 3539 Punkten.
Zusammengefasst scheint das Erholungspotenzial beim DAX in der Vorwoche
schon ausgereizt, ein Anstieg ist erst wieder mit Überwinden der
3945 zu erwarten. Rutscht der Index unter 3760, sind andauernde Kursverluste
oder bestenfalls eine Seitwärtsbewegung zu erwarten.
28.08.: Gleich am Montag wurde der sehr kurzfristige Aufwärtstrend nach unten verlassen, wobei bis einschließlich Dienstag noch die Unterstützung bei 3760 respektive mittleres Bollinger Band den Kursverfall aufhalten konnte. Am Mittwoch musste sich auch dieser Support den Bären beugen, der DAX fiel unter 3700 Punkte.
Nachdem der Index zuvor schon unterhalb von 3945 Punkten scheiterte und damit ein Kaufsignal ausblieb, ist mit dem Rutsch unter 3760 nun auch die Hoffnung auf eine seitwärtsgerichtete Konsolidierung dahin. Jetzt muss zunächst mit einem Test der Unterstützung bei 3540 Punkten gerechnet werden. Hält auch diese Marke nicht, dürfte sich der Kursverfall bis zu dem Tiefpunkt vom August fortsetzen. Der noch im neutralen Bereich befindliche Stochastik deutet bisher keinerlei Übertreibung an.
Strategie: Bei mitunter noch vorhandenen long-calls konnten am Montag prima Gewinne mitgenommen werden. Long-puts sollten nun mit einem Stopp bei 3760 (Schlußkurs) abgesichert werden.
Hinweis in eigener Sache: Je nach Marktsituation erscheint am Freitag mittag eventuell ein kurzes Text-Update, die nächste ausführlichere Aktualiserung inklusive Chart-Update erfolgt urlaubsbedingt erst am kommenden Donnerstag, dem 06.09.2002.
04.09.: Nachdem der DAX gegen Ende der Vorwoche noch oberhalb der Unterstützung bei 3540 Punkten nach oben drehen und zum Wochenende leichte Kursanstiege verbuchen konnte, folgte mit Beginn dieser Woche dann ein starker Kursrutsch. Dabei wurde auch die Marke von 3540 Punkten deutlich unterschritten, der Index fiel sogar aus dem unteren Bollinger Band heraus.
Wie bereits mit Unterschreiten der 3760 befürchtet, ist spätestens mit dem Fall unter 3540 jegliche Erholungshoffnung dahin. Zwar ist der DAX nun kurzfristig schon wieder überverkauft, was zu einer technischen Gegenreaktion führen könnte, mehr als eine Erholung bis zu dem Widerstand bei 3540 oder bestenfalls dem mittleren Bollinger Band bei aktuell 3678 Punkten sollte jedoch nicht erwartet werden. Die Standardwerte bleiben angeschlagen, ein Test des August-Tiefs ist durchaus zu befürchten; mit Unterschreiten der 3235 sogar spürbarer Verkaufdruck.
Strategie: Der Stopp für die long-puts sollte nun auf 3540 nachgezogen werden.
Autor: Oliver Schultze / Büro Dr. Schulz