Der Traum von einem Behaupten des seit 1982 bestehenden Aufwärtstrends
war bereits am Montag ausgeträumt - der DAX schloss deutlich unter
4100 Punkten. Die bis zum Donnerstag andauernde Erholung liess zwar wieder
etwas Hoffnung aufkeimen, war letztlich aber nichts weiter als ein Pullback
an die zuvor nach unten durchbrochene Aufwärtstrendlinie. Zum Ende
der Woche weiteten sich die Verluste aus, per Saldo ein Minus von 239
Punkten bzw. 5,8 Prozent auf Wochenschlusskursbasis.
In dem seit März 2000 andauernden Abwärtstrend wurde damit ein
weiterer Schritt in Richtung mittel- bis langfristig weiter fallender
Notierungen vollzogen. Neben den erheblichen und charttechnisch gravierenden
Kursrückgängen an den amerikanischen Leitbörsen, Dow Jones
und Nasdaq, hat nun auch der DAX ein weiteres klares Verkaufsignal geliefert
und den Abwärtstrend bestätigt. Wie die langfristige Darstellung
zeigt, sind auf Grund des kräftigen Anstiegs ab Mitte der Neunziger
kaum nennenswerte Unterstützungen vorhanden. Auf Sicht muss daher
ein Rückgang bis auf knapp 2000 Punkte befürchtet werden, dort
liegen das Hoch von 1990 sowie die Korrekturtiefs von 1994/1995.
Auf Wochenbasis befindet sich zunächst noch eine Unterstützung
bei 3823 Punkten, dem Verlaufstief vom Oktober 1998, als die Asienkrise
die Börsen erschütterte. Im Wochenverlauf war der DAX bereits
bis auf gut 2 Pünktchen an diese Marke gefallen. Fällt auch
diese Unterstützung, dürften sich die Verluste bis hin zum Septembertief
bei 3539 Punkten fortsetzen. Das stark fallende untere Bollinger Band
bei aktuell nur noch 3737 Punkten bietet wenig Halt.
Auch im kurzfristigen Zeitfenster ist kein bevorstehender Anstieg auszumachen.
Die zur Mitte der Vorwoche noch bestehende geringe Hoffnung wurde mit
der gescheiterten Rückkehr in den langfristigen Aufwärtstrend
zunichte gemacht. Im Laufe der Erholung wurde schon das mittlere Bollinger
Band verfehlt. Der Stochastik Oszillator befindet sich im neutralen Bereich
und hat damit das vorherige überverkaufte Potenzial abgebaut, obwohl
der DAX am Freitag den tiefsten Schlußkurs seit September letzten
Jahres markierte.
Dementsprechend sind weiter fallende Notierungen zu erwarten. Ein Rutsch
unter ~3825 Punkte liesse das Septembertief in Reichweite geraten. Kleinere
Erholungen sind zwar nicht ausgeschlossen, ändern jedoch die kritische
Lage keineswegs, solange nicht der Sprung über mehr als 4100 Punkte
gelingt.
Mit kräftigen Kursverlusten begann die Börsenwoche, nicht einmal das Septembertief bei 3539 Punkten vermochte den Absturz zu bremsen. Erst am Mittwoch nachmittag, nach einem Tagestief bei 3266 Punkten, setzte im Zuge der ins Plus drehenden amerikanischen Börsen ein wahrer Kaufrausch ein.
Damit ist nach der kurzfristig extrem überverkauften Situation nun ein kurzfristiges Trendwendesignal entstanden, im Tageschart am "hammer" zu erkennen. Die nach deutschem Börsenschluß weiter zulegenden US-Börsen lassen zunächst eine Fortsetzung der Rallye erwarten. Nicht vergessen werden darf aber, dass der langfristige Aufwärtstrend mittlerweile signifikant nach unten durchbrochen wurde und die mittel- bis langfristigen Aussichten damit negativ bleiben. Ferner stellte der Anstieg ab Mittwoch mittag einmal mehr eine klassische Bearmarketrallye dar.
Insofern ist zunächst lediglich die Crash-Gefahr gebannt - mehr aber auch nicht. Der Kursaufschwung dürfte schnell an Dynamik verlieren, ein Wechsel in eine Seitwärtsbewegung mit zeitweisen Rücksetzern fast zu erwarten.
Strategie: Bei den long-puts sollten spätestens jetzt die Gewinne mitgenommen werden. Auf eine Fortdauer der Erholung zu setzen bietet sich wegen der damit verbundenen Risiken eher für Daytrader an, nachdem sich der DAX nachbörslich bereits 15 Prozent (!!!) von seinem Mittwochstief entfernt hat.
Autor: Oliver Schultze / Büro Dr. Schulz