Nasdaq Composite-Analyse vom 17.08.2001
Chart seit 1995, 3-Jahres- und 6-Monats-Chart
Bis zum Wochenhoch bei 1.999 am Dienstagmorgen konnte der Compx zunächst
moderate Kursgewinne verbuchen. Nach dem erfolglosen Versuch, die 2.000er
Marke zu überwinden, gab der Index dann allerdings, mit Ausnahme einer
kurzen Gegenbewegung am Donnerstag, sehr gleichmäßig und kontinuierlich ab
und schloß am Freitag nahe dem Wochentief bei 1.867.
Mit -91 Punkten oder -4,5 Prozent setzte sich damit der aktuelle
kurzfristige Abwärtstrend fort; schon in der Vorwoche hatte der Compx 5,3 Prozent
verloren gehabt.
Bemerkenswert in der ansonsten lineraren Abwärtsbewegung seit
Dienstagmorgen war allein der Donnerstag: Nachdem der Compx den Handelstag
mit einer Kurslücke von 20 Punkten nach unten begonnen hatte, erfolgte ab
dem Mittag eine kräftige Gegenbewegung, bei der diese Lücke sofort wieder
geschlossen wurde.
Trotz dieser Gegenbewegung setzte sich dann am Freitag wieder der
kurzfristige Abwärtstrend mit einer neuen Kurslücke von über 25 Punkten nach
unten fort, die zu schließen es bisher aber an Kraft fehlte.
Allgemein betrachtet, bewegt sich der Compx weiterhin zwischen den
bedeutenden Trendlinien des langfristigen Aufwärtstrends von Januar 1995
sowie des mittelfristigen Abwärtstrends seit Juli 2000 bei aktuell 2.408 bzw
1.674, die sich nun seit ihrer Kreuzung im April aber schon über 700 Punkte
voneinander entfernt haben.
Auf Grund des Scheiterns an der 2.000-Marke hat sich die Markttechnik ohne
Zweifel verschlechtert. Auch die Unterschreitung der horizontalen Linie bei
1.940, die zuletzt noch dreifach bestätigt wurde, ist negativ zu werten,
bedeutet dies doch, dass hier, ähnlich wie beim DOW, eine Dreiecksformation
nach unten verlassen wurde. Dieses Dreieck hatte sich in den letzten Wochen
aus dem -Td 05.01 und der genannten 1.940er Linie gebildet.
Per Schlußkurs gleitet der Compx nun seit 3 Tagen an der deutlich fallenden,
unteren Begrenzung seines Bollinger Bandes nach unten.
Die Lage der Indikatoren ist tendenziell negativ: Tages- und Wochen-Momentum
sind nun wieder fallend, das Tagesmomentum hat sich dabei von seiner
Mittellinie nach unten gelöst.
Nach dem Verkaufssignal des Tages-MACD vom 08. August, macht nun auch der
Wochen-MACD Anstalten, bei weiter nachgebenden Kursen in Kürze ein
Verkaufssignal zu generieren.
Für den kurzfristigen Handel hatte die doppelt geglättete Stochastik (DSS,
2,5) zum Mittwoch nach kurzem Aufenthalt in der überverkauften Zone ein
Verkaufssignal geliefert, nun aber noch nicht wieder den überverkauften
Bereich erreicht.
Für die mittelfristige Betrachtung ist allerdings weiterhin die positive
Divergenz zwischen Tages-MACD- und Kursverlauf günstig zu bewerten.
Die Volatilität hat trotz der Abwärtsbewegung am Donnertag ein
erneutes Jahrestief erreicht und deutet auf demnächst eher wieder stärkere
Kursausschläge hin. In der Regel nimmt die Volatilität gerade bei so
"bewegungsfreundlichen" Indices wie dem Compx in fallenden Märkten eher zu,
aktuell ist die Abwärtsbewegung allerdings so gleichmäßig,
dass auch hier einmal fallende Vola bei fallendem Kurs beobachtet werden
kann.
Im positiven Falle löst sich der Compx in den nächsten Handelstagen von
seinem unteren Bollinger Band und setzt zu einer Gegenbewegung an, deren
Mindestkursziel dann die 1.940 Punkte sein dürften.
Ein wirklich positives Szenario kann sich allerdings nur entwickeln, wenn es
dem Compx im Anschluß gelingt, ein ganzes Bündel von Widerständen im Bereich
1.996/2095 zu überwinden:
Die 2.000er Linie fällt zur Zeit mit der Mittelllinie des Bollinger Bandes
(1.996) zu einem Kreuzwiderstand zusammen. Unmittelbar darüber verläuft bei
2.023 die Trendlinie des Abwärtstrends vom Mai dieses Jahres. Bei 2.095
bilden schließlich die obereren Begrenzung des Bollinger Bandes und der
mittelfristigen eGD90 den nächsten Kreuzwiderstand, der zudem aktuell mit
dem letzten Bewegunghoch zusammenfällt.
Erst bei Überwindung dieses 2.000/2.095er Bereiches ergäbe sich erhebliches
Aufwärtspotenzial: Charttechnisch wäre sodann der Weg frei bis zum +Td
01.95, der bei ~2.400 zur Zeit mit dem immer noch fallenden eGD200 (2.375)
nahe beeinander liegt.
Gelänge es dem Compx diesen langjährigen Aufwärtstrend und zugleich
Kreuzwiderstand mit dem langjährigen Durchschnitt hinter sich zu lassen,
würde sich die Markttechnik ganz entscheidend verbessern:
Vor dem mittelfristigen Abwärtstrend -Td 03.00 bei ~2.900 ließe sich rein
charttechnisch allenfalls noch das Zwischenhoch vom Januar bei 2.892
ableiten.
Nach Unterschreiten des dünnen Eises der bisherigen Verlaufstiefs der
Abwärts-/Seitwärtsbewegung seit Mai 2001 im Bereich ~1.939/1.915 ist
allerdings das Negativ-Szenario mit erhebliches Abwärtspotenzial
wahrscheinlicher geworden:
Charttechnisch lassen sich hier vor dem Abwärtstrend -Td07.00 bei ~1.694 nur
wenige, zudem schwache Marken definieren:
Bei 1.849 wurde am 10. April nach einen fast 100-Punkte großen Sprung der steile
Abwärtstrend von Februar/März dieses Jahres gebrochen, zwischen 1.772 und
1.752 wartet darunter noch die Kurslücke vom 9. auf den 10. April auf
Schließung.
Ein Unterschreiten des -Td 07.00 eröffnete zunächst weiteres
Abwärtspotenzial bis in die Regionen des Verlaufstief des mittelfristigen
Abwärtsbewegung bei 1.619.
Weit entfernt liegt dieses dann auch von den Marken des 1998er Crashs nicht mehr. Die schwärzeste Woche des Jahres 1998 endete auf
Wochenschlußkursbasis bei 1.500, auf Tagesschlußkursbasis bei 1.419, das
Tagestief während des letzten sell-offs am 08.10.98 lag bei 1.344.
Im Resümee ist auf Grund der bestehenden Risiken sicher noch von mittel- bis
langfristigen Positionierungen vor einem Durchbruch durch
den +Td 01.95 abzuraten; im kurzfristigen Bereich bieten sich aber immer
wieder gute Tradingchancen in beide Richtungen an.
Montag und Dienstag rutschte der Compx weiter entlang seines fallenden,
unteren Bollinger Bandes nach unten, am Mittwoch konnte er sich nun leicht
von diesem unteren Band lösen und immerhin auf Tageshoch schließen;
zudem hat der DSS ein Kaufsignal für den kurzfristigen Handel generiert.
Der steile kurzfristige Abwärtstrend wurde damit aber noch nicht
gebrochen, weshalb weiter Vorsicht angesagt ist.
Long puts könnten ~1860/70 (aktueller kurzfristiger Abwärtstrend)
abgesichert werden. Für schon bestehende oder dann dort zu eröffnende
long call-Positionen ergibt sich als erstes Kursziel der Bereich 1940,
in dem die Mittellinie des Bollinger Bandes mit der Horizontalen des jüngst
nach unten verlassenen Dreiecks zusammenfällt.
Autor: Dr. Frank Brose / Büro Dr. Schulz
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