Noch schwächer als erwartet gestaltete sich die Erholung beim DAX
in der Vorwoche: Einzig am Montag kam es zu Kurssteigerungen, dabei scheiterte
die Notierung aber schon bei 2600 Punkten. An den folgenden Tagen gaben
die Kurse stetig nach, weder die Unterstützung bei 2519 Punkten noch
das Vorwochentief bei 2450 Punkten vermochten den Kursverfall zu bremsen.
Per Saldo ein Wochenminus von 115 Punkten bzw. 4,5 Prozent.
Das bereits in der Vorwoche angesprochene Festsetzen unterhalb der Unterstützung
bei 2600 Punkten im Langfristchart ist jetzt nicht mehr zu übersehen.
Der nächste Support, resultierend aus den Kursbewegungen Ende 1993
und 1994, liegt nun unter 2300 Punkten. Auch anhand des mittelfristigen
Wochencharts lässt sich keine Hoffnung auf Kurssteigerungen kreieren,
die Notierung sackt weiter entlang des unteren Bollinger Bandes nach unten.
Erstmals wurde auch das Verlaufstief vom Oktober letzten Jahres bei 2519
Punkten auf Wochenschlußkursbasis unterschritten. Dies unterstreicht
den vorherrschenden Abwärtstrend und stellt letztlich ein weiteres
Verkaufsignal dar, auch wenn der Markt weiterhin als überverkauft
einzustufen ist.
Das untere Schaubild, der kurzfristige Chart auf Tagesbasis, zeigt einen
sich fortsetzenden Abwärtstrendkanal, der bereits seit Anfang Dezember
besteht. Die obere Trendkanalbegrenzung konnte schon seit rund zwei Monaten
nicht mehr getestet werden, vielmehr sackt die Notierung zwischen mittlerem
Bollinger Band und der unteren Trendkanallinie nach unten. Am Freitag
prallte der Index am unteren Bollinger Band nach oben ab, die Tageskerze
bildet einen "doji", also Eröffnungs- und Schlußkurs
auf nahezu einer Höhe. Dies könnte einen Hinweis auf eine, zumindest
vorübergehende, untere Trendwende darstellen. Allerdings ist dies
vorerst mit Vorsicht zu geniessen - der MACD generierte im Wochenverlauf
gerade ein Verkaufsignal, der Stochastik ist weiterhin fallend und hat
den überverkauften Bereich noch nicht erreicht, geschweige denn nach
oben gedreht.
Daher bleibt Wachsamkeit das oberste Gebot, Anleger sollten keinesfalls
in das fallende Messer greifen. Schon oft in der mittlerweile drei Jahre
andauernden Baisse (nahezu taggenau vor drei Jahren, am 07. März
2000, markierte der DAX sein Allzeithoch bei 8136 Punkten) schien der
Markt überverkauft und eine Erholung zum Greifen nahe, stattdessen
setzten sich die Kursrückgänge regelmäßig weiter
fort. Entsprechend ist bei dem doji zunächst eine Bestätigung
in Form steigender Kurse abzuwarten, dann sollte zumindest der Widerstand
bei 2519 Punkten getestet werden, darüber winkt dann das Vorwochenhoch
bei 2600 Punkten. Bei schon zu Wochenbeginn sinkenden Kursen sollte aber
der Bereich um 2300 Punkte ins Auge gefasst werden.
Der Rat, keinesfalls in das fallende Messer zu greifen, erwies sich als richtg: Mit einem Rückgang um 229 Punkte bzw. 9,4 Prozent erlebte der DAX bisher eine rabenschwarze Woche.
Die Notierung fiel sogar nach unten aus dem seit Dezember gültigen Abwärtstrendkanal, dessen untere Begrenzung aktuell bei 2320 Punkten verläuft. Der MACD drehte deutlich auf Verkaufen, der Stochastik ist zwar überverkauft, noch aber deutet sich kein Entspannung versprechendes Kaufsignal an. Daher kann der Anleger an dieser Stelle nur weiter davor gewarnt werden, sich die Finger mit voreiligen Käufen zu verbrennen.
Strategie: Der Stopp für Puts sollte auf 2330 (Schlußkurs) nachgezogen werden.
Autor: Oliver Schultze / Büro Dr. Schulz