DAX-Analyse vom 06.07.2002

sowie im Anschluß Update vom 10.07.

Chart seit 1977, Chart seit Juli 1998 und Chart ab September2001


Langfristchart seit 1977

 

Mit einem Vorstoss bis auf fast 4500 Punkte gab es in der Vorwoche keine großen Überraschungen, eher unerwartet war allerdings der Verlauf: Zunächst wurde erneut die langfristige Aufwärtstrendlinie getestet, bevor der DAX in der zweiten Wochenhälfte und da vor allem am Freitag eine kräftige Rallye auf's Parkett legte. Per Saldo ein Plus von 100 Punkten oder 2,3 Prozent im Vergleich zur Vorwoche.

Damit ist der Index nun in den breiten Widerstandsbereich um 4500 Punkte eingetaucht. Auffällig war dabei, dass am Freitag, wie schon zu Beginn der Woche, die 4450 Punkte über weite Strecken die Obergrenze darstellten; erst in der Schlußauktion konnte der DAX über diese Marke springen. Am Montag wird sich also zunächst zeigen müssen, ob dieses Terrain verteidigt werden kann, zumal Gewinnmitnahmen nach dem kräftigen Anstieg vom Freitag nicht verwunderlich wären.

Mit dem Anstieg über das mittlere Bollinger Band auf Tagesbasis, das erste Mal seit etlichen Wochen, hat sich zumindest die kurzfristige Lage scheinbar aufgehellt. Kann sich der DAX oberhalb von 4450 Punkten behaupten und mit einem Sprung über 4500 Punkte den Widerstandsbereich hinter sich lassen, eröffnet sich weiteres Potenzial bis auf 4700 oder sogar 4870 Punkte. Jedoch bleibt zu beachten, dass das obere Bollinger Band derzeit schon bei 4672 Punkten verläuft.

Wochencandles seit Juli 1998


Aber auch mit kräftigen Kursgewinnen in die vorgenannten Regionen würde sich so schnell nichts an der mittelfristig weiterhin negativen Lage ändern. Der seit März 2000 bestehende Abwärtstrend befindet sich aktuell noch bei über 5200 Punkten. Ein mögliches Doppeltief, bestehend aus den Tiefpunkten von September und Juni, wäre erst mit Überwinden der ~5500 Punkte vollendet. Daher bleibt die derzeitige Erholung nach den in der Spitze mehr als 1500 Punkten Kursverlust seit März zunächst nur als Gegenreaktion im Abwärtstrend zu sehen.

Wachsamkeit ist geboten, falls der Index nun im Bereich um 4500 Punkte hängen bleibt oder eine eventuelle ausgedehntere Erholung jäh enden sollte. Dann könnte schnell ein Test der langfristigen Aufwärtstrendlinie erfolgen, bei einem Durchrutschen nach unten wäre dann sogar ein klares Verkaufsignal gegeben.

Insgesamt hängt der DAX gewissermassen in der Schwebe. Erholungspotenzial ist durchaus noch gegeben und könnte, falls die Rallye eine Eigendynamik wie am Freitag entwickelt, noch etliche hundert Punkte bringen. Ein Einstiegszeitpunkt für mittelfristige Engagements ist aber noch nicht zu konstatieren. Das Risiko, dass die aktuelle Aufwärtsbewegung nur ein letztes Aufbäumen vor dem Bruch des mehr als 20jährigen Aufwärtstrends darstellt, besteht weiterhin.

kurzfristiger TagesChart


Wie fast befürchtet gelang es dem DAX nicht, sich oberhalb von 4450 Punkten zu etablieren. Mit den ab Wochenbeginn einsetzenden Kursverlusten war die Bearmarketrallye bereits beendet, es folgten die für dieses Szenario zu erwartenden Rückgänge in Richtung der langfristigen Aufwärtstrendlinie.

Auch wenn der DAX am Mittwoch per Schlußkurs punktgenau auf der schwachen Unterstützung bei 4190 Punkten aufgesetzt hat, ist die Lage nun hochbrisant. Dafür sorgt nicht nur die schwache Entwicklung der US-Börsen, sondern auch die Tatsache, dass der Kursverlauf zuletzt den Eindruck einer Flagge im Abwärtstrend erweckt. Bei weiteren Rückgängen wäre diese Flagge nach unten verlassen und der langfristige Aufwärtstrend in ernster Gefahr. Auch der Stochastik, der gerade im überkauften Bereich ein Verkaufsignal generierte, macht wenig Hoffnung.

Nachdem der DAX zweimal, im September und im Juni, an dem seit 1982 bestehenden Abwärtstrend nach oben abprallen konnte, besteht nun höchste Gefahr, dass dieser Trend bricht! Kurzfristig müsste dann mit einem Test des Septembertiefs gerechnet werden, langfristig erschienen sogar Kurse um 2000 Punkte realistisch. Die Wende zum Positiven und eine kurzfristige Bodenbildung könnten nur schnelle Kursgewinne schaffen.

Strategie: Mit dem Scheitern an 4.500 aufgebaute puts bleiben haltenswert, der Stopp sollte recht eng bei 4.250 (Schlußkurs) gesetzt werden. Setzen sich die Verluste zum Wochenausklang fort, sind auch wieder mittelfristige long-puts interessant.

 

Autor: Oliver Schultze / Büro Dr. Schulz

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