Wie erwartet konnte sich der DAX in der Vorwoche zunächst erholen,
wobei mit einem Tagesplus von 280 Punkten am Montag bereits das meiste
Pulver verschossen wurde. Zwar konnte am Mittwoch noch ein Wochenhoch
bei 3945 Punkten markiert werden, dann aber bröckelte die Notierung
schon wieder spürbar ab. Per Saldo sogar ein Minus von 47 Punkten
bzw. 1,3 Prozent im Vergleich zur Vorwoche.
Die Aussichten bleiben damit trüb, die Erholung nichts weiter als
eine typische Bearmarketrallye, die den bestehenden Abwärtstrend
bestätigt. Entwarnung kann auch weiter erst gegeben werden, wenn
sich der DAX über ~4200 Punkte zurück in den langfristigen Aufwärtstrend
rettet. Ansonsten ist eine untere Umkehrformation abzuwarten, beispielsweise
ein möglicher Doppelboden auf Höhe des Julitiefs bei 3266 Punkten.
Sollte dieses allerdings unterschritten werden, ist mit einer weiteren
Verkaufswelle zu rechnen.
Im Wochenchart verläuft das stark fallende untere Bollinger Band
aktuell bei 3336 Punkten, seit Ende April bewegt sich der DAX in der unteren
Hälfte der Bänder. Seit Ende Mai gelang nicht einmal mehr ein
Test des mittleren Bandes, dem eGD20 auf Wochenbasis. In der zurückliegenden
Woche wurde auch erstmals das Septembertief bei 3539 Punkten auf Wochenschlusskursbasis
unterschritten.
Der MACD ist mittlerweile wieder in ein Verkaufsignal eingeschwenkt. Der
Stochastik Oszillator generierte Mitte der Woche ein nahezu exakt getimtes
Verkaufsignal und befindet sich noch im neutralen Bereich, deutet somit
also bei weitem noch keine überverkaufte Situation an. Nachdem die
jüngste Erholung genau im Bereich des eGD20 auf Tagesbasis endete
und die Notierung wieder nach unten abprallte, ist nun eher ein weiteres
Absacken bis zum noch immer fallenden unteren Bollinger Band bei derzeit
3294 Punkten zu befürchten. Bei einem Unterschreiten der 3266 wäre
die Hoffnung auf eine Bodenbildung abermals zerstört, dann könnte
der Standardwerteindex auch schnell auf weniger als 3000 Punkte abtauchen.
Aus charttechnischer Sicht müssen auch für die kommende Woche
wieder Kursverluste erwartet werden. Ein volatiles Auf und Ab ist dabei
möglich, jedoch könnte die Abwärtsbewegung auch schnell
an Dynamik gewinnen.
Die im Schlußsatz der Wochenend-Analyse genannten zu erwartenden Kursverluste bei einem möglichen volatilen Auf und Ab trafen die tatsächliche Entwicklung recht gut; die Zunahme der Abwärtsdynamik blieb dem DAX erspart.
Zwar tauchte der Index unter das Julitief bei 3266 Punkten, konnte bei 3235 aber wieder nach oben drehen und eine ordentliche Rallye aufs Parkett legen. Am Mittwoch erlahmte diese Bewegung allerdings schon wieder, im bisherigen Wochenverlauf verbleibt ein Minus von 67 Punkten.
Aus charttechnischer Sicht ist der DAX nun schwer einzuschätzen. Das Unterschreiten des Julitiefs ist negativ zu werten, ebenso wie die typische Bearmarketrallye am Dienstag. Erfreulich dagegen, dass sich die Notierung unterhalb von 3266 schnell fangen konnte und die kräftige Rallye vom Dienstag am Mittwoch nur zu einem eher kleinen Teil korrigiert wurde.
Eine fundierte Prognose fällt in der derzeitigen Situation schwer. Denkbar ist sowohl ein letztes Aufbäumen vor einem kräftigen Fall wie auch der Beginn einer wochenlangen Erholung. Auch eine Beruhigung des Marktgeschehens in Form einer längeren Seitwärtsbewegung nach dem zuletzt sehr schwankungsfreudigen Verlauf ist möglich.
Strategie: Mit der Rettung in letzter Sekunde, dem schnellen Anstieg über das Julitief bei 3266 Punkten, und der anschließenden Rallye sind puts vorerst weniger anzuraten. Überhaupt bietet sich, mit Blick auf die weiter gestiegene und nun extrem hohe Volatilität, für Positionstrader zunächst ein Betrachten von der Seitenlinie an.
Autor: Oliver Schultze / Büro Dr. Schulz