Die Erholung der Standardwerte in der Vorwoche dauerte nur bis zum Mittwoch,
dann mussten sich die Bullen auf Höhe des mittleren Bollinger Bandes
geschlagen geben. Der Verkaufsdruck in der zweiten Wochenhälfte frass
die Gewinne wieder auf, unter dem Strich blieb ein Wochenminus von 125
Punkten bzw. 3,6 Prozent.
Die Lage ist somit weiterhin wenig rosig, nach der Erholung im August
bis auf 3930 Punkte hat der DAX diese Gewinne nun nahezu vollständig
wieder abgegeben und notiert aktuell nur noch knapp oberhalb des Jahrestiefs
bei 3235 Punkten. Wie das mittelfristige Schaubild zeigt, war der in der
Vorwoche per Wochenschlußkurs erfolgte Fall unter das Tief vom September
letzten Jahres bei 3540 Punkten keine Eintagsfliege, wodurch diese Marke
nun zu einem ernstzunehmenden Widerstand wird. Der nächste markante
Widerstand auf Wochensicht folgt dann bei rund 3820 Punkten. Nachdem die
vorherige Erholung bereits vor Erreichen des mittleren Bollinger Bandes
auf Wochenbasis scheiterte, ist nun durchaus ein erneuter Test des stark
fallenden unteren Bandes bei derzeit 3003 Punkten zu befürchten.
Auf Tagessicht könnte die Kerze vom Freitag zwar eine untere Wende
darstellen, die vorliegenden Verkaufsignale sowohl beim MACD als auch
beim Stochastik lassen hieran allerdings Zweifel aufkommen. Demnach ist
ein zunächst erfreulicher Wochenauftakt denkbar, bei dem dann auch
die am Freitag entstandene Lücke zwischen 3407 und 3422 Punkten geschlossen
wird, eine wirkliche Entspannung würde damit aber nicht eintreten.
Überhaupt ist die vorherrschende Nervosität, trotz der per Saldo
in den letzten fast zwei Monaten stattfindenden Seitwärtsbewegung,
unverkennbar. Dies spiegelt sich auch in der anhaltend hohen Volatilität
wider. Nach den jeweils recht frühzeitig geendeten Erholungen der
letzten Wochen dürfte zunächst noch ein kurzer und kräftiger
Ausverkauf vonnöten sein, bevor eine länger andauernde Gegenreaktion
nach oben einsetzt. Daher sollte ein Rückgang unter 3235 Punkte nicht
überraschen, ein dann folgender starker Tagesverlust sollte aber
nicht unbedingt als Beginn einer "Crashphase" gedeutet werden,
sondern könnte der Grundstein für eine kommende Aufwärtsbewegung
sein.
Insgesamt überwiegt derzeit das Risiko, eine Wende zum Positiven
tritt erst mit einem Anstieg über das Vorwochenhoch bei 3616 Punkten
ein. Mit einem möglichen Rutsch unter 3235 Punkten dürften sich
die Kursverluste schnell ausweiten, liessen aber, je kräftiger sie
ausfallen, die Wahrscheinlichkeit für einen Sell-off und unmittelbar
folgende Wende steigen.
Entsprechend der Befürchtungen musste der DAX in der ersten Wochenhälfte weitere Kursrückgänge hinnehmen. Keinesfalls überraschend dabei auch der deutliche Verlust am Mittwoch, als die Marke von 3235 Punkten unterschritten wurde: Mit einem Tagesminus von 5,0 Prozent erlebte der Index einen schwarzen Tag.
Gut denkbar, dass es sich hierbei schon um den erwarteten Sell-Off gehandelt hat. Zwar ist noch keine untere Umkehr zu erkennen, jedoch entspricht dieser Kursverlauf recht gut den am Wochenende genannten Erwartungen.
Entscheidend ist daher, dass das Mittwochs-Tief bei 3111 Punkten nun nicht mehr unterschritten wird, da sonst weiter nachgebende Notierungen zu erwarten sind. Mit einem Sprung über 3235 Punkte wäre die Bewegung dann als Sell-Off zu deuten und für die nächsten Wochen würden deutlich steigende Kurse winken.
Strategie: Spekulativ orientierte Anleger können bei einem Anstieg über 3235 in long-calls investieren, die dann ebenfalls bei 3235 abgesichert werden sollten.
Autor: Oliver Schultze / Büro Dr. Schulz