DAX-Analyse vom 16.03.2001


Einjahreschart sowie Parkettkamera vom 16.03.


Einjahres-Tageschart


Die Hoffnung auf eine weitere DAX-Erholung wurde in der vergangenen Woche bereits am Montag zerstört. Da nämlich brach der DAX nach unten aus dem in grün eingezeichneten Aufwärtstrendkanal aus. Dies führte im Wochenverlauf zu den für diesen Fall befürchteten starken Verlusten. Mit einem Minus von 470 Punkten bzw. 7,6 Prozent war dies die schwärzeste Woche seit langem.
Mit dem wuchtigen Ausbruch nach unten aus dem einjährigen Abwärtstrendkanal (blau eingezeichnet) am Mittwoch trübte sich dann das Bild aus charttechnischer Sicht weiter ein. Die etwa zweiwöchige Aufwärtsbewegung von Ende Februar bis Anfang März läßt sich somit als Flagge deuten. Eine Flagge ist eine gegen den Trend gerichtete Konsolidierungsformation. Der Ausbruch aus der Flagge in Trendrichtung gilt als trendbestätigend. Als Mindestkursziel einer solchen Formation messen Charttechniker die Größe der Bewegung vor der Flagge und tragen diese an die Ausbruchstelle an (siehe rote gestrichelte Linien im Chart). Hieraus ergibt sich ein Kursziel von etwa 5500 Punkten. Dies deckt sich auch mit der dort bestehenden und in den letzten Wochen hier gezeigten charttechnischen Unterstützung in diesem Bereich.
Somit ist beim DAX kurzfristig mit weiter fallenden Notierungen zu rechnen und ein Kursziel von 5500 Punkten anzuvisieren. Vorsichtige Entwarnung kann erst bei einer Rückkehr in den einjährigen Trendkanal gegeben werden, dessen untere Begrenzung aktuell bei etwa 5900 Punkten verläuft.

Interessant auch die Betrachtung des intraday-Charts vom Freitag. An diesem Tag war der sogenannte 'dreifache Hexensabbat'. Dies ist der dreifache Verfalltermin an der Terminbörse EUREX, an dem die Futures sowie die Optionen auf den DAX und die Einzelaktien verfallen. Heftige Kursausschläge an solchen Tagen sind nicht ungewöhnlich, beeindruckend diesmal aber das Ausmaß der Bewegung: Rund 100 Punkte in wenigen Minuten rauf, und kurz danach auch schon wieder runter.
Hier drängt sich die Vermutung auf, daß 'starke Hände', also kapitalkräftige institutionelle Investoren, in den letzten Tagen und Wochen auf dem falschen Fuß erwischt worden sind. Diese gingen vielmehr von einem bereits überverkauften Markt aus, was grundsätzlich positiv zu werten ist. Diesmal aber wurden sie von dem Kursrutsch selbst überrascht und versuchten, unmittelbar vor dem Verfall Schadenbegrenzung zu betreiben (Anm.: Der Abrechnungszeitpunkt für die Futures ist 13 Uhr, also genau die Zeit des Tageshochs). Der um diese Zeit erfolgte starke Anstieg war getrieben von hohen Umsätzen im DAX, der dann die Futures mit nach oben zog. Wenn man sich verdeutlicht, das im Future ein DAX-Punkt 25 Euro entspricht, läßt sich die materielle Bedeutung einer solchen Aktion erahnen.
Daher bleibt die Frage, wie der DAX sich weiterentwickeln wird. Haben die finanzstarken Investoren nur ihre Muskeln spielen lassen und einen Hinweis auf die weitere Richtung gegeben? Oder haben sie nicht doch eher den Glauben an eine baldige Trendwende verloren?


Parkettkamera vom 16.03.01



Autor: O. Schultze/Büro Dr. Schulz