Dr. Hans-Dieter Schulz
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n-tv Telebörse, Beitrag von Herrn Dr. Schulz am 01.11.2002



Saisonale Schwankungen

Üblicherweise werden statistische Börsenschwankungen dahingehend untersucht, dass man ermittelt, in welchen Monaten die Aktienkurse besonders stark gestiegen oder gefallen sind. Das ist aber eine weitgehend uninteressante Zahl, denn wenn die Kurse in einem Monat sowohl gestiegen als auch gefallen sind, kann die Durchschnittszahl Null herauskommen, obwohl es in diesem Monat erhebliche Schwankungen gegeben hat. Es käme auch niemend auf die Idee, die Füße in den heißen Backofen zu stecken und den Kopf auf einen Eisblock zu legen, um die Durchschnittstemperatur zu ermitteln.

Viel wichtiger ist es für den Anleger, in welche Monate eine gehäufte obere oder untere Umkehr fällt. Im Schaubild haben wir die Häufigkeit mittelfristiger Trendwenden und Trendbrüche zusammengefasst. Die Grafik berücksichtigt den Dax seit 1960 und den Dow seit 1900. Man sieht, dass der Oktober als Monat für eine untere Umkehr ein wenig herausragt. Zwar nicht so extrem wie der September für eine obere Umkehr. Aber dennoch berechtigt das zu der Hoffnung, dass die Aufwärtsbewegung die nach der unteren Umkehr Anfang Oktober erfolgte, noch nicht beendet ist.


Häufigkeiten von Trendwenden und -brüchen in der Vergangenheit


Auch fundamentale Daten geben noch ein bisschen Hoffnung für eine weitere Aufwärtsbewegung:

DAX, Rentenindex und Auftragseingänge

Die wichtigsten Einflussfaktoren auf die Entwickung der Aktienkurse sind die Zinsen und die künftigen Gewinne der Aktiengesellschaften. Die künftigen Gewinne der Aktiengesellschaften resultieren aus den künftigen Umsätzen abzüglich der Kosten. Die Umsätze von morgen aber sind die heutigen Auftragseingänge. Daher empfiehlt es sich, letztere genau zu beobachten, weil sie als Frühindikatoren gelten können. Sie deuten im Schaubild eine mögliche untere Umkehr an. Man kann daraus zwar noch nicht ableiten, ob es zu einem stärkeren Aufschwung kommen wird, festzuhalten bleibt aber immerhin eine Stabilisierung auf niedrigem Niveau.

Auftragseingänge: Veränd. gg. Vorjahresmonat

Statt der Zinsen haben wir den REX gewählt, der die Kursentwicklung der Anleihen abbildet (was dem Kehrwert der Zinsentwicklung entspricht). Die Kurse waren stark angestiegen, bevor der REX ganz leicht unter seinen Aufwärtstrend fiel. Langfristig befindet er sich aber in einer massiven Unterstützungszone. Zusammen mit der schwachen Konjunktur scheinen daher steigende Zinsen vorerst noch unwahrscheinlich.

Fazit: sowohl Zinsen als auch Auftragseingänge berechtigen zu gedämpfter Hoffnung für den Aktienmarkt, allerdings könnte uns langfristig eine Phase wie von 1960 bis 1982 bevorstehen.


Werfen wir einen Blick auf einen anderen Frühindikator:

Rohstoffpreisindizes

Als erstes werden bei einem Konjunkturaufschwung die Rohstoffe eingekauft. Sowohl der CRB-Future-Index, also die Wetten auf künftige Rohstoffpreise, als auch der Moody’s Rohstoffpreisindex für amerikanische Stapelwarenpreise (im Gegensatz zum Future also echte Preise) bewegen sich innerhalb von Aufwärtstrends.


CRB-Futures Index und Moody's Rohstoffpreisindex im Gleichklang aufwärts


Entweder müssen hier die Lager neu aufgefüllt werden oder aber der weltweite Konjunkturanstieg ist bereits weiter fortgeschritten als es andere Indikatoren vermuten lassen. Auch diese Indizes berechtigen zu Hoffnungen.


Deutscher Aktienindex

DAX seit November 2001

Der DAX ist zwar seit dem Tiefpunkt Anfang Oktober um über 30 % gestiegen. Er war allerdings zuvor seit Ende August auch um cirka 36 % gefallen. Seit dem Hochpunkt im März war er um 55 % gefallen, seit dem Hochpunkt im März 2000 betrug der Rückgang knapp 70 %.

Derzeit ist der DAX an einer abwärts gerichteten kurzfristigen Trendlinie und innerhalb einer massiven Widerstandszone, also an einem Kreuzwiderstand gestoppt worden. Eine technische Reaktion ist daher völlig normal. Dafür spricht auch der eher kurzfristige RSI, der sich seinem überkauften Bereich genähert hatte. Mittelfristig ist der Markt aber noch überverkauft. Noch bestehen daher Chancen auf eine Fortsetzung der Aufwärtsbewegung bis Ende des Jahres. Bis zum 3. Dezember ist Ramadan und während des Ramadan führt man keinen Krieg in arabischen Ländern. Das würde die gesamte arabische Welt gegen die USA aufbringen. Nach dem 3. Dezember ist dann Adventszeit, und vor Weihnachten scheint ein Kriegsbeginn aus westlicher Seite unwahrscheinlich. Ab Januar drohen dann allerdings wieder Gefahren aus dieser Ecke. Es besteht also durchaus die Chance, dass bis in die Nähe des Jahresendes oder bis zu Beginn des nächsten Jahres die Kurse nochmals steigen. Der nächste Widerstand verläuft knapp unter 4.000. Man sollte aber sicherheitshalber - aus heutiger Sicht - bei cirka 2.900 ein Stopp-loss legen.


US-Aktienmarkt

Standard & Poors 500 Index

Die deutsche Börse ist weiterhin sehr stark von der amerikanischen abhängig. Der Standard and Poors hat ein Doppel-Bottom ausgebildet. Allerdings wäre das erst vollendet, wenn 960 Punkte signifikant überschritten würden. Eine kurzfristige, abwärts gerichtete Trendlinie ist leicht nach oben durchbrochen worden, aber ebenfalls noch nicht signifikant. Auch hier ist der Markt mittelfristig noch überverkauft, kurzfristig allerdings leicht überkauft.




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