Dr. Hans-Dieter Schulz
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n-tv Telebörse, "Investieren mit System - Charttechnik", Beitrag von Herrn Dr. Schulz am 03.07.2001


Das Grundprinzip der technischen Analyse lautet: Gewinne laufen lassen, Verluste begrenzen. Die Erfahrung zeigt, dass sich Aktienkurse in Trends bewegen. Die "Lehrbuch-Strategie" lautet daher: Kaufe bei einem Trendbruch nach oben bzw. verkaufe bei einem Trendbruch nach unten. Durch Auswertung von Charts kann man zusätzlich Formationen erkennen, die eine bevorstehende Trendwende anzeigen. So kann man sich bereits vor einem Trendbruch im Markt richtig positionieren.

Bisweilen gibt es auch längere Phasen eines seitwärts gerichteten Aktienmarktes, wie z.B. zwischen 1960 und 1982. Während solcher Phasen ist mit Aktien nur durch Ausnutzen der zyklischen Bewegungen Geld zu verdienen. Auch hier existieren kleinere Trends innerhalb der längeren Zyklen, die oft durch Umkehrformationen begonnen und beendet werden.

Die fundamentale Analyse, vor allem die Gewinnerwartungen der Unternehmen, sollte der Anleger zur Unterstützung heranziehen, um die Ausprägung der einzelnen Zyklen besser abschätzen zu können. Ein früher Indikator für die zukünftigen Gewinne sind die Auftragseingänge. Deren prozentuale Veränderung zum Vorjahr zeigt die konjunkturelle Zyklik plastisch an.

Die Entwicklung der Zinsen ist für die Aktienmärkte von ebenso wichtiger Bedeutung. Der REX-Index zeigt die Kursentwicklung der festverzinslichen Wertpapiere, also den Kehrwert der Zinsen, an. Steigende Veränderungen der Auftragseingänge sowie ein steigender Rentenindex, also fallende Zinsen, begünstigen steigende Aktienkurse. Fallen die Auftragseingänge und/oder der Rentenindex (steigende Zinsen), kommen die Aktien nach einer gewissen Verzögerung ins Stocken.

Bei einem Überschießen der Trends über die fundamentale Bewertung hinaus kommt es zu drastischen Korrekturen, wie es im Jahre 1987 oder seit März 2000 zu beobachten ist. Wendepunkte lassen sich mit Hilfe von technischen Indikatoren sowie der Chartanalyse erkennen (siehe Schaubilder).


DAX, REX und Auftragseingänge



Langfristige Entwicklung von DAX, REX und dt. Auftragseingängen

Das Langfrist-Schaubild zeigt zunächst den über 20 Jahre währenden Seitwärtstrend der deutschen Blue-Chips. In der Phase steigender Zinsen (1960-1974) zeigten steigende Auftragseingänge recht zuverlässig bevorstehende Kursgewinne am Aktienmarkt an.
Während die Zinssenkungen Mitte der 70er Jahre (steigender REX-Index) noch wirkungslos verpufften, kamen mit dem in den 80er Jahren sinkenden Zinsniveau bei stark ansteigenden Auftragseingängen die Aktien richtig in Fahrt.
Der Crash von 1987 ließ die Kurse auf die untere Begrenzung des langfristigen Aufwärtstrendkanals zurückfallen. Auch in der aktuellen Situation zeigt sich bei der gewählten langfristigen Betrachtung, dass mit den relativ starken Kursverlusten der letzten 13 Monate erst ein kleiner Teil der seit 1995 realisierbaren Gewinne aufgefressen wurden. Der damals begonnene Aufwärtstrend wurde nach unten durchbrochen, so dass sich mit den aktuell sinkenden Auftragseingängen kein allgemeines Kaufsignal für Aktien herleiten lässt. Bricht der REX nun auch noch durch seinen Aufwärtstrend (gleichbedeutend mit steigenden langfristigen Zinsen), könnte der DAX mittelfristig weiter seitwärts/abwärts tendieren, bis er wie 1987 oder 1995 wieder seine langfristige Aufwärtstrendlinie erreicht.


Neuer Markt



Nemax 50 seit Sommer 1999

Nach einer Doppel-Top-Formation legte der Nemax den Rückwärtsgang ein, wobei sein Fall zunächst durch die mittelfristige Aufwärtstrendlinie bei 6000 Punkten abgefangen wurde. Im zweiten Anlauf hielt die Trendlinie jedoch nicht mehr stand: Daraus ließ sich ein stark ausgeprägtes Verkaufsignal ableiten, was durch den rot eingezeichneten Abwärtstrendkanal bestätigt wurde. Seit September letzten Jahres drittelte sich die Notierung.
Neben der eingezeichneten Schulter Kopf-Schulter-Formation und dem Doppel-Top lässt sich mit den Tiefpunkten im April und Ende Juni eine breit angelegte Doppel-Bottom-Formation ausmachen. Doch Vorsicht: Diese untere Trendwendeformation wird erst mit einem Kursanstieg über die Hochpunkte von Ende April und Mitte Mai vollendet. Da der Nemax-All-Share bereits unter seinem April-Stand notiert, und von weiteren Gewinnwarnungen auszugehen ist, bleibt eher Zurückhaltung angebracht.


Nasdaq seit 1970

Der "große Bruder" des Neuen Markt Indexes schoss 1999 buchstäblich über die Begrenzung seines langfristigen Aufwärtstrendkanals hinaus. Nach einer Doppel-Top-Formation ging es aber genauso rapide wieder abwärts. Mit dem Tiefpunkt Anfang April dieses Jahres durchschlug der Nasdaq Composite auch seinen 1990 begonnenen mittelfristigen Aufwärtstrend, womit die Chancen auf eine nachhaltige Kurserholung gesunken sind.

Langfristige Nasdaq-Entwicklung




Bedingt durch die kurze Sendezeit wurde der geplante Beitrag von Herrn Schulz stark eingedampft. Wir haben uns an dieser Stelle dennoch für die ursprünglich vorbereitete ausführliche Darstellung entschieden.

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