Mit dem Ablösen von der unteren Begrenzung seines Bollinger Bandes läßt sich der Kursverlauf des Compx seit Mitte Mai nun als Bewegung innerhalb eines moderat abwärts geneigten, nur ~230 Punkte breiten Trendkanals mit einer aktuellen unteren und oberen Begrenzung bei 1820 bzw. 2.050 interpretieren (dunkelblaue Linien im Kurzfristchart). Knapp ober- bzw. unterhalb dieses Trendkanales verlaufen bei 2090 bzw. 1.785 die Begrenzungen des oberen und unteren Bollinger Bandes und verstärken die technische Bedeutung dieses Bereiches.
Allgemein hat sich die Markttechnik wieder leicht verbessert.
Die jüngste Bewegung ist bis jetzt allerdings nur als technische Gegenreaktion
auf die zuvor überkaufte Lage zu betrachten.
Ein positives Szenario ergebe sich jetzt aber, wenn es dem Index gelingt,
das schon oben genannte erste technische Kursziel von 1.940 zu überwinden.
Bei 1.940 bildet die Mittellinie des Bollinger Bandes mit der horizontalen,
unteren Begrenzung des in der Vorwoche nach unten verlassenen Dreiecks einen
Kreuzwiderstand.
Die Lage der Indikatoren hat sich aufgehellt: Tages- und Wochen-Momentum
steigen wieder leicht, das Wochenmomentum hat dabei seine Null-Linie wieder
überschritten.
Beim Wochen-MACD verhinderten die wieder anziehenden Kurse im letzten Moment
ein Verkaufssignal; beim Tages-MACD verringert sich der Abstand zwischen
MACD und Signallinie, sodass bei weiter positivem Kursverlauf mit einem
Kaufsignal gerechnet werden könnte.
Für den kurzfristigen Handel hatte die doppelt geglättete Stochastik
(DSS, 2,5) zum Mittwochmorgen nach kurzem Aufenthalt in der überverkauften
Zone ein gut handelbares Kaufssignal geliefert. Auch das in der Vorwoche
erreichte erneute Jahrestief der historischen Volatilität hatte die
zunehmende Wahrscheinlichkeit wieder stärkerer Kursausschläge
angedeutet.
Die starke Kursbewegung am Freitag hat die DSS nun allerdings schon wieder
in den überkauften Bereich steigen lassen.
Für die mittelfristige Betrachtung ist weiterhin die positive Divergenz zwischen Tages-MACD- und Kursverlauf als günstig zu bewerten.
Im positiven Falle gelingt es dem Compx, den Kreuzwiderstand
bei 1.940 zu überwinden: Danach wäre rein charttechnisch der Weg
bis zu einem ganzen Bündel von Widerständen im Bereich 2.050/2.090
frei. Bei 2.050 wäre die oberen Begrenzung des aktuellen Abwärtstrendkanales
seit Mai 2001 erreicht, unmittelbar darüber verlaufen der mittelfristige
eGD90 bei 2.074 und das obere Bollinger Band bei 2.091.
Nach Überwindung des 2.050/2.091er Niveaus ergäbe sich weiteres
Aufwärtspotenzial bis 2.355/2.400; hier verläuft der weiter fallende,
langfristige gleitende Durchschnitt eGD200 (2.375), sowie darüber der
langfristige Aufwärtstrend vom Januar 1995.
Im Negativ-Szenario erschöpft sich die jüngste Bewegung
schnell als reine technische Reaktion. Erstes Kursziel nach einem Scheitern
bei 1.940 wäre die untere Begrenzung des aktuellen Abwärtstrendkanales
bei 1.817.
Eine Verletzung dieser Trendlinie eröffnete dann erhebliches Abwärtspotenzial.
Vor dem Abwärtstrend -Td07.00 bei ~1.647 ließen sich nur wenige,
zudem schwache Marken definieren:
Bei 1.785 verläuft das fallende, untere Bollinger Band, an dem der
Kurs auch weiter hinab gleiten könnte; zwischen 1.772 und 1.752 wartet
darunter noch die Kurslücke vom 9. auf den 10. April auf Schließung.
Ein Unterschreiten des -Td 07.00 bei 1.647 schließlich
ergäbe weiteres Abwärtspotenzial bis in die Regionen des Verlaufstief
des mittelfristigen Abwärtsbewegung bei 1.619.
Weit entfernt liegt dieses dann von den Marken des 1998er Crashs auch nicht
mehr. Die schwärzeste Woche des Jahres 1998 endete auf Wochenschlußkursbasis
bei 1.500, auf Tagesschlußkursbasis bei 1.419, das Tagestief während
des letzten sell-offs am 08.10.98 lag bei 1.344.
Im Resümee ist auf Grund der bestehenden Risiken sicher noch von mittel- bis langfristigen Positionierungen vor einem Durchbruch durch den +Td 01.95 abzuraten; im kurzfristigen Bereich bieten sich aber immer wieder gute Tradingchancen in beide Richtungen an.
Der Compx ist schon am Montag an der Mittellinie seines Bollinger Bandes gescheitert und bewegt sich seitdem abwärts. Nun sind auch in den folgenden Tagen Kursrückgänge zu erwarten.
Die am Wochende empfohlene enge Absicherung der long-calls nahe 1940 erwies sich als wichtig. Das erste Kursziel für long-puts, im Falle des Scheiterns an der 1940, wurde schon fast erreicht. Nun empfiehlt es sich, diese short-Positionen mit nachgezogenem Stopp weiter zu halten.